Im Herbst 2012 habe ich mir ein Samsung Galaxy Note 2 gekauft. Das Gerät war so neu, daß ich (abgesehen vom wirklich praktischen, aber überteuerten Flip-Cover von Samsung) keine Hüllen kriegte. Also investierte ich erst mal 2 Euro und 10 Minuten Arbeitszeit in ein Provisorium aus Filz, das sich als ungemein praktisch erwies.
Leider fusselte der Filz und ich fürchtete um die ungeschützten USB- und Kopfhörerbuchsen. Ich besorgte mir Neopren. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit dem Material.
Handy- und Tablettasche
Im Mai 2013 habe ich es also geschafft, an 2,5 mm dickes Neopren als Meterware zu kommen. Daraus habe ich mir die Version 2 meiner Handytasche genäht.
"Schnittmuster" und Maße
Doppelt kaschiertes Neopren ist glatt und elastisch. Wenn die Größe stimmt, sitzt die Hülle so stramm, dass die Geräte nicht von selber rausfallen. Gleichzeitig kann man sie gut rein- und rausschieben.
Natürlich gibt es keine Schnittmuster für die verschiedenen Geräte. Die Grübelei über die richtigen Maße kostete viel mehr Zeit als die eigentliche Näharbeit.
Als Faustregel für die Breite der des Neoprenstreifens hat sich folgendes bewährt:
- Geräteumfang mit Maßband messen (z. B. 28,5cm für das Tablet Samsung Galaxy Note 8.0 von 2013)
- Gemessenen Geräteumfang durch 2 teilen (z. B. 28,5/2=14,25)
- 1 cm hinzuaddieren (z. B. 14,25+1=15,25). Das Ergebnis ist die Breite des benötigten Neoprenstreifens (Im Beispiel: Für das Samsung Galaxy Note braucht man einen 15,25cm breiten Neoprenstreifen)
- Den näht man beidseits mit ca 4-5mm Nahtzugabe zusammen.
Die Faustformel ist erprobt für 2,5mm Neopren und flache Geräte zwischen 15 und 30cm Umfang. Neopren ist elastisch. Je breiter der Neoprenstreifen ist, um so mehr dehnt er sich. Große Hüllen sitzen also loser als kleine. Eventuell muss man die Maße etwas anpassen und Hüllen für große Geräte ein paar Millimeter enger und für kleine Geräte ein paar Millimeter weiter nähen.
Zuschnitt
Kreidemarkierungen lassen sich spurlos vom Neopren entfernen. Mir waren Markierungen auf dem Endprodukt egal. Ich habe einen Filzstift genommen.
Neopren läßt sich mit der Schere schneiden. Nimmt man ein Lineal und ein Teppichmesser, werden die Kanten sogar glatt und gerade. Noch besser funktioniert ein Rollschneider.
Stecken und Nähen
Stecknadeln sind unpraktisch in dem dicken Material. Außerdem hinterlassen sie Löcher. Ich habe Papierklammern verwendet, um die Lagen zusammenzuhalten. Wonderclips gehen wohl auch. Clips können Druckstellen hinterlassen. Damit hatte ich aber kein Problem. Prym Aqua Fixiermarker funktionierte gar nicht.
Neopren ist offenbar nicht ganz einfach zu verarbeiten. Ich habe, dem Rat des Verkäufers folgend, spezielle Nähmaschinennadeln (Organ 130/705 H Super Stretch Ha X 1SP 90/14) und Garn (Amman Serafil 60) mitbestellt. Damit konnte ich das Neopren problemlos nähen. Es wird empfohlen, langsam zu nähen.
Ich habe mit 3-4mm langem Geradstich eine Nähfüßchenbreite (4mm) von der Kante entfernt genäht. Der Stich ist nicht elastisch, die Naht hielt bislang trotzdem.
Wasserdicht und stoßgeschützt
Die Neoprenhülle ist natürlich nicht wasserdicht. Ich habe mir eine wasserdichte Hülle gekauft, eine Aquapac Small Electronic Case 348. Die ist zwar dicht, aber nicht stoßgeschützt. Deshalb habe ich mir auch dazu noch eine Neoprenhülle genäht.
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Damit die Umschlaglasche zu bleibt, habe ich sie knappkantig abgenäht. Außerdem habe ich einen Schlitz für das Halteband rein geschnitten:
Kameratasche
2016 kaufte ich mir eine Canon Powershot G5X. Die Kamera wollte ausgeführt werden. Ich hatte keine Lust, auf die bestellte Tasche zu warten. Also nähte ich eine aus Neopren. Die Kauftasche benutze ich übrigens nicht. Meine selbstgenähte Tasche ist praktischer.
Sie ist auch schon mal als Handschuh eingesprungen, als das Wetter auf einer Bergtour unerwartet kalt und windig wurde. Die andere Hand verschwand in der Neopren-Handytasche. Als Handschuh war die Kameratasche bequemer als die Handytasche :) .
Die Kamera ist unregelmäßig geformt, Sucher, Objektiv und Blitzgerät gucken raus. Der größte Umfang war 28,2cm (horizontal), 24,5cm (vertikal). Die größte Tiefe war 5,5cm
Ich habe einen Neoprenstreifen von 40cm Länge und 15,5cm Breite genommen und bei 14cm umgeklappt.
Die unteren 11cm des Umschlags habe ich knappkantig mit einem Steppstich festgenäht. Die Nahtzugabe liegt außen. Die oberen 3cm bedecken später die Oberseite der Kamera. Ich habe die Ränder etwas konisch zugeschnitten
Anschließend nähte ich die unteren Kanten um, so dass die Tasche einen 3cm tiefen Boden bekommt. Gab-i-bag erklärt in diesem Video sehr nüchtern, aber gut verständlich, wie man das macht. Auch hier liegt die Nahtzugabe außen. Die überstehenden Ecken habe ich abgeschnitten.
Zum Schluß rundet man den oberen Teil des Deckels noch etwas ab.
An den Boden und an die Oberkante des Deckels habe ich einen Streifen Klettband zum Verschließen genäht.
Das Endprodukt
Für Fortgeschrittene
Fertigware ist normalerweise billiger und besser als Selbstgemachtes. Bequemer ist Kaufen oft auch. Deshalb bastle ich nur Sachen, die ich nicht zu kaufen kriege. Das Zeug soll funktional sein- in Verschönerung investiere ich weder Zeit noch Gedanken.
Viele Leute sehen das anders- sie greifen zur Nähmaschine, um eigene Designideen umzusetzen. Diese Anleitung für ein Notebook-Sleeve (vom Neopren-Lieferanten Funfabric) könnte die Designer unter den Lesern interessieren.
Quick and dirty: Blasenfolie
Mein neues Tablet sollte mit ins Schwimmbad. Tablets rutschen einem leichter aus der Hand als Smartphones und Schwimmbadkacheln sind hart. Ich hatte nur eine wasserdichte Hülle greifbar, und die war zu groß. Eine Neoprentasche für dieses Gefrickel wollte ich nicht nähen- es wäre schade gewesen ums Neopren.
Statt dessen habe ich eine passende Tüte aus Blasenfolie und Paketband gebastelt. Die tat's.
